Foto: Sophie Hirn mit einer der zwei alten Damen, die sie während ihrer Emigration aufnahmen
Foto aufgenommen in: England
Interviewte Person: Sophie Hirn
Zeitpunkt des Interviews: 2003
Interviewerin: Tanja Eckstein
Am 10. November, in der Pogromnacht, drangen acht Männer in unsere Wohnung ein. Ich war mit der Großmutter allein, meine Mutter kam später nach Hause. Sie zerschlugen alle Gläser, alle Spiegel - alles. Ich ging dann einige Tage zu meiner Tante Hulda und dem Leopold, bis die Glasscherben halbwegs weggeräumt waren.
Ich musste, wie alle jüdischen Kinder in eine jüdische Schule. Ich ging in eine Schule in der Castellezgasse. Es war keine richtige Lernstimmung dort, wir wurden immer weniger Schüler, eine fuhr nach Palästina, andere sind sonst wohin ausgewandert. Wir sprachen viel untereinander und auch mit den Lehrern über Emigration. In dieser Zeit hatte ich einen sehr intensiven Religionsunterricht, und dadurch bekam ich das erste Mal eine Beziehung zur jüdischen Tradition, die uns sehr nahe gebracht wurde; wir feierten auch die jüdischen Feste. Über Purim wurde uns viel erzählt. Das hat mir sehr imponiert die ganze Geschichte von Esther und von Haman. Zu Purim 1938 schrieb ich ein ganz langes Gedicht. Zu Hause begannen wir, unter meinem Einfluss, ein traditionelles jüdisches Leben zu leben. Meine Großmutter kannte sich in der Tradition aus, und wir feierten dann auch den Seder, aber das war nur ein einziges Mal, und wir zündeten zu Chanukka Chanukka-Kerzen an.
Die gesamte Biographie Sophie Hirns kannst du hier nachlesen.
Fotos zu Sophie Hirn und ihrer Familie findest du hier.